Betreuungspfad
Bei der Behandlung von onkologischen Patientinnen und Patienten werden verschiedene Spezialisten mit einbezogen mit einer ganz bestimmten Aufgabe innerhalb der Gesamtbehandlung. Wie auch schon wissenschaftlich dokumentiert, entwickelt sich dadurch von der Diagnose zur Therapie und über jede einzelne Phase der Behandlung ein Ablauf, den der Patient und die Patientin zusammen mit den behandelnden Ärzten beschreitet:
- Diagnostische Leistungen
- Tumore
- Tumorstadium
- Tumorboard – Behandlungswahl
- Nicht chirurgische Therapie
- Chirurgische Therapie
- Regelmäßige Kontrollen (follow-up)
Diagnostische Leistungen
Die diagnostische Tätigkeit erfolgt hauptsächlich in folgenden Diensten:
- Labor für klinische Analysen und Biochemie: Durchführung von klinischen und mikrobiologischen Analysen von Blut, Urin und anderem biologischen Material
- Radiologie und Nuklearmedizin: zuständig für die bildgebende Diagnostik ,
- Pathologische Anatomie und Histologie: Durchführung von makroskopischen, mikroskopischen, genetischen und molekularen Untersuchungen an Zellen, Geweben, Organen und anderem menschlichen biologischen Material
Krebs
Krebs entsteht, wenn normale Zellen sich eigenständig und fortschreitend vervielfachen. Das Immunsystem ist normalerweise im Stande, solche Zellen selbst zu zerstören. Falls dies aber nicht erfolgt, entsteht ein Tumor, der vorerst dort, wo er entstanden ist, eingegrenzt bleibt. Ein gutartiger Tumor bleibt also im Entstehungsorgan, seine Zellen haben dieselben Eigenschaften wie die gesunden Zellen, d.h. es handelt sich aus anatomisch-pathologischer sowie aus funktioneller Sicht um normale Zellen. Die Zellen des bösartigen Tumors neigen zum Verlust ihrer eigenen Besonderheit (diesen Prozess nennt man Zellprimitivisierung) und beginnen sich unregelmäßig zu vervielfachen und auszubreiten, bis sie das betroffene Organ angreifen oder sogar zerstören. Dieser Prozess kann sich auch über Jahre ziehen und früher oder später auch auf naheliegende Organe übergreifen und deren Struktur zerstören. Im Laufe der Zeit beginnen die Krebszellen Töchtergeschwülste in weiter entfernten Organen zu bilden. Diesen Prozess nennt man Metastasierung, es ist das am weitesten fortgeschrittene Stadium der Krankheit.
Tumorstadium
Die Stadieneinteilung von Krebs zeigt den Fortschritt und die Hauptmerkmale der Krankheit anhand einer internationalen Klassifizierung (TNM). Die Parameter sind: Größe des Tumors (T), Zustand der Lymphknoten (N) und Metastasen (M). Anhand dieser Stadieneinteilung erfolgt die Entscheidung über die Therapie und deren Prognose.
Tumorboard – Behandlungswahl
Das Tumorboard, auch fachübergreifendes Beratungsorgan genannt, ist mittlerweile ein Standard in der Behandlung von Krebs. Das Tumorboard besteht aus Experten (Onkologen, Chirurgen, Strahlentherapeuten, Radiologen usw.) aus unterschiedlichen Abteilungen und Diensten aller sieben Krankenhäuser des Sanitätsbetriebes. Die wöchentlichen Treffen erfolgen über Videokonferenz. Das Tumorboard übernimmt die onkologischen Patientinnen und Patienten und ermittelt, aufgrund der gemeinsam begutachteten Befunde, in kollegialer, fachübergreifender Weise ein oder mehrere angemessene Behandlungsverfahren.
Ziel des Tumorboards ist es, eine therapeutische Entscheidung zu treffen, nachdem Diagnose und Erkrankung gemeinsam diskutiert wurden. Die sogenannte interdisziplinäre Herangehensweise und die gesamtheitliche Bewertung des Krankheitsbildes ermöglicht es, den am besten geeigneten Behandlungsweg zu wählen. Selbstverständlich werden dabei auch die neuesten wissenschaftlichen Leitlinien berücksichtigt. Hauptziel ist es nämlich, die Qualität der onkologischen Betreuung ständig zu steigern. Die Empfehlungen der am Tumorboard teilnehmenden Spezialisten wird festgehalten und protokolliert und anschließend vom behandelnden Arzt mit den Patientinnen und Patienten besprochen.
Die fachübergreifende Strategie und die Rückmeldungen zum Krankheitsverlauf bedeutet einen Vorteil für die Patientinnen und Patienten und ist eine laufende Weiterbildung für die teilnehmenden Ärzte.
Nicht chirurgische Therapie
Chemoterapie
Die Chemotherapie ist eine therapeutische Behandlung, im Rahmen derer spezielle Medikamente verwendet werden. Diese Medikamente können in das Innere der Tumorzellen eindringen und dort Strukturen verändern, die für das Überleben und die Vermehrung der Tumorzellen wesentlich sind. Sie führen dadurch zum Zelltod oder hemmen die Vermehrung (zytotoxischer Effekt).
Diese speziellen Medikamente werden üblicherweise als „Zytostatika“ oder „antiblastische Medikamente“ bezeichnet. Sie können oral eingenommen oder in den meisten Fällen als Infusion verabreicht werden. Für die Infusion wird häufig ein zentralvenöser Katheter benötigt. Es handelt sich dabei um einen kleinen Schlauch, der eine große Halsvene (Schlüsselbeinvene oder Jugularvene) mit dem Äußeren verbindet. Dadurch kann ein häufiges Stechen erspart werden.
Die chemotherapeutische Behandlung kann systemisch (den gesamten Körper betreffend) oder lokal sein (einen bestimmten Körperteil betreffend). Sie kann zeitgleich mit anderen Therapien (z.B. Radiotherapie), nach anderen Therapien oder alleine angewandt werden. Meistens wird die Chemotherapie nicht kontinuierlich, sondern in Zyklen verabreicht. Die Chemotherapien sind von Tumor zu Tumor unterschiedlich, ein Chemotherapie-Zyklus kann 1 Tag (am häufigsten) oder bis zu 4-5 Tagen dauern.
Die zytotoxische Wirkung dieser Substanzen ist im Allgemeinen größer in Tumoren mit einer hohen Zellteilungsrate und betrifft zwangsläufig auch normale Zellen, v.a. jene mit hoher Vermehrungsaktivität (Haarwurzeln, Zellen des blutbildenden Systems und Schleimhautzellen des Verdauungsapparates). Dies erklärt auch die Nebenwirkungen dieser Therapieart (Haarausfall, Verschlechterung des Blutbildes, Beeinträchtigung der Schleimhäute wie z.B. eine besondere Form der Entzündung der Mundschleimhaut).
Nicht alle Zellen sind zeitgleich in der Replikationsphase (Vermehrungsphase). Auch bei schnellwachsenden Tumoren gibt es immer Zellen, die sich im „Ruhestand“ befinden. Diese Zellen entkommen der Wirkung der Medikamente, da diese auf Zellen während der Zellteilung wirken. Aus diesem Grund ist eine wiederholte Behandlung in Form von Zyklen notwendig, da dadurch die Tumorzellen, die nach und nach in die Replikationsphase kommen, abgetötet werden.
In den Krankenhäusern Bozen und Meran sind eigens dafür vorgesehene Dienste eingerichtet worden. Die Leistungen der sogenannten onkologischen Day Hospitals bestehen aus einer Vielzahl unterschiedlicher Tätigkeiten, die sowohl fachärztliche und diagnostische Untersuchungen als auch krankenpflegerische Leistungen umfassen und somit ausschlaggebend für bestimmte Krankheitsbilder sein können. In den Krankenhäusern von Brixen und Bruneck werden diese Dienste in den onkologischen Day Hospitals innerhalb der Abteilungen für Innere Medizin angeboten.
Kontakte
Krankenhaus Bozen
Standort: Multifunktionsgebäude, 1. Stock, hellblauer Bereich
Stundenplan: Montag-Freitag, 8:00-13:00 und 15:00-17:00 Uhr
Tel.: 0471 908 953
Krankenhaus Brixen
Standort: West Trakt, 4. Stock
Stundenplan: Montag-Donnerstag, 7:00-16:00 Uhr, Freitag, 7:00-15:00 Uhr
Tel.: 0472 812 725/767
Krankenhaus Bruneck
Standort: Gebäude W, 5. Stock
Stundenplan:Montag-Freitag, 7:30-16:00 Uhr
Tel.: 0474 581 780
Krankenhaus Meran
Standort: Turm A, 2. Stock
Stundenplan: Montag-Donnerstag, 8:00-15:30 Uhr und Freitag, 8:00-14:00 Uhr
Tel.: 0473 263 280
Krankenhaus Sterzing
Standort: Hauptgebäude, 3. Stock
Stundenplan: Montag-Freitag, 8:30-11:30 Uhr
Tel.: 0472 774 672
Krankenhaus Innichen
Standort: Hauptgebäude, Erdgeschoss
Stundenplan: Montag-Freitag, 7:30-13:30 Uhr
Tel.: 0474 917 300
Krankenhaus Schlanders
Standort: neuer Trakt, 2. Stock
Stundenplan: Montag-Freitag,7:30-17:30 Uhr
Tel.: 0473 735 200
Strahlentherapie
Die Strahlentherapie ist eine therapeutische Behandlung, die energiereiche Strahlen zur Bekämpfung von Krebs anwendet. Im Wesentlichen stehen dafür zwei Arten von ionisierenden Strahlen zur Verfügung: Die Photonenstrahlung und die Teilchen (Korpuskular-) Strahlung.
Strahlentherapie kann alleine oder in Verbindung mit Operation und/oder Chemotherapie durchgeführt werden. Bei vielen Tumorarten ist eine Strahlentherapie sogar ausreichend für eine zielführende Behandlung.
Unterschiedliche Tumorerkrankungen erfordern auch unterschiedliche Strahlenbehandlungen. Die Bestrahlung dauert einige Minuten und der Erkrankungsherd wird meist von außen (extern) über die Haut - perkutane Therapie, Teletherapie - über mehrere Strahlungsfelder bestrahlt. In manchen Fällen werden Strahlenquellen kurzfristig tumornahe in Körperhöhlen (Intracavitäre) und in/auf Organe(n) (interstitielle Therapie) gebracht. Diese Therapien (Bestrahlung von innen) werden auch als Brachytherapien (Afterloading = Nachladetherapien) bezeichnet. In einigen Fällen wird die Strahlentherapie mit einer Chemotherapie kombiniert, um die Wirkung zu optimieren.
Der betriebliche Dienst für Strahlentherapie des Sanitätsbetriebes Bozen mit Sitz in der Bonvicini Klinik hat seine Tätigkeit im Jahr 2004 begonnen. Die Abteilung verfügt über 3 Linearbeschleuniger, um folgende Tumorarten zu behandeln:
- Brustkrebs
- Gynäkologische Krebsarten
- Prostatakrebs
- Hirn- und Rückenmarkstumore
- Magen- und Darmkrebs
- Hautkrebs
- Tumore des Lymphsystems
- Tumore im Kopf-Hals-Bereich
- Lungenkrebs
- Metastasen am Kopf, Knochen und Lunge
- Sarkome
Die Vorstellung des Patienten erfolgt im Rahmen von interdisziplinären Besprechungen, durch den behandelnden Arzt oder durch Selbstvorstellung. Für spezielle Bestrahlungstechniken wie Brachytherapie, intraoperative Radiotherapie oder Hadronentherapie (Protonentherapie) arbeiten wir eng mit der Strahlentherapie und Radioonkologie der Universitätsklinik Innsbruck und mit der Radiotherapie und mit der Protonentherapie Trient zusammen. Das Team besteht aus 7 Fachärzten für Strahlentherapie, 2 Ärzte in Fachausbildung, 9 Radiologietechnikern, 3 Physikern, 5 Krankenschwestern, 3 Sekretärinnen und 1 Fachkraft.
Kontakte
Klinik Bonvicini - Bozen
Standort: M. Pacher Str. 12
Stundenplan: Montag-Donnerstag, 8:00-16:30 Uhr und Freitag 8:00-15:00 Uhr
Tel.: 0471 442 770
Antihormontherapie
Hormone sind für die Steuerung wichtiger Vorgänge auf Zellebene verantwortlich. Sie regeln z.B. den Blutzuckerspiegel, die Fortpflanzung und das Wachstum. Auch manche Krebsarten wachsen unter dem Einfluss von Hormonen. Und genau darauf zielt die (Anti)-Hormontherapie ab: körpereigene Hormone werden mit Medikamenten so beeinflusst, dass das Wachstum und die Ausbreitung des Tumors gehemmt wird. Diese Therapie blockiert die Hormonwirkung an der Krebszelle bzw. greift bereits in der Entstehungsphase der Hormone ein. Unter den verschiedenen Hormontherapien ist die meist verwendete jene für den Brustkrebs, bei der Medikamente gegen die Bildung des Hormons Östrogen eingesetzt werden.
Mittlerweile stehen eine Vielzahl von neu entwickelten Medikamenten mit unterschiedlichen Angriffspunkten zur Hormontherapie zur Verfügung. Die Hormontherapie kann auch mit anderen Therapien wie z.B. Chemotherapie kombiniert werden. Sie wird aber nur dann eingesetzt, wenn bei den Krebszellen bestimmte Rezeptoren vorhanden sind. Die Verabreichung kann oral oder in einigen Fällen auch intramuskulär erfolgen, die Dauer hängt vom Schweregrad des Krebses und von der Reaktion auf die Medikamente ab. Die Nebenwirkungen der Antihormontherapie sind meist sehr gering, aber sie können zu einem späteren Zeitpunkt auftreten. Der behandelnde Arzt wird darauf ein besonderes Augenmerk haben und regelmäßige Untersuchungen durchführen.
Molekularbiologische Therapie
Die molekularbiologische Therapie, auch "zielgerichtete“ oder „target“ Therapie genannt, wirkt spezifisch gegen den Krebs, weil sie auf molekulare Eigenschaften von Krebszellen abzielen, die nur diesen eigen sind, jedoch nicht oder kaum jenen von gesunden Körperzellen. Die neuen molekularbiologischen Therapien werden deshalb auch als zielgerichtete Therapien bezeichnet. Mit ihnen verbindet sich die Hoffnung, einerseits die Krebszellen wirkungsvoll aufhalten zu können und andererseits weniger Nebenwirkungen in Kauf nehmen zu müssen. Diese neue Generation von Medikamenten kann nicht als Ersatz für die Chemotherapie gesehen werden, sie kann auch nicht allen Patientinnen und Patienten verabreicht werden.
Immuntherapie
Schon seit langem versucht man, bei der Behandlung von Krebs eine Therapieform zu finden, welche die Reaktion des Immunsystems verändert. Aber erst vor Kurzem war man in der Lage, bestimmte Agenten in die Therapie einzubinden, die körpereigne Abwehrreaktion therapeutisch nutzen können. Es handelt sich um Antikörper, Impfstoffe, aber auch um kleine Moleküle, die imstande sind, die körpereigenen Antikörper zur Zerstörung von Tumorzellen zu stimulieren.
Die Therapie wird für insgesamt 1 Jahr in dreiwöchentlichen Abständen wiederholt und kann nach Abschluss der Chemotherapie, als Einzeltherapie oder gemeinsam mit der Antihormontherapie verabreicht werden. Während der Behandlung wird zudem regelmäßig ein Herz-Ultraschall durchgeführt, da die Verabreichung Nebenwirkungen für den Herzmuskel haben kann.
Chirurgische Therapie
Ein chirurgischer Eingriff ist den meisten Fällen der erste Schritt den Krebs zu behandeln. Im Falle einer Früherkennung und einer ausreichend kleinen und begrenzten Tumormasse kann ein chirurgischer Eingriff möglicherweise genügen, um den Krebs zu besiegen. In anderen Fällen ist es hingegen notwendig, auch eine Chemotherapie und/oder eine Bestrahlungstherapie durchzuführen.
Um festzustellen, ob dies notwendig ist, entfernt man die Lymphknoten in der Nähe des Tumors. Sie werden unter dem Mikroskop untersucht, manchmal sogar während des Eingriffs. Es kann auch vorkommen, dass sich während der Operation herausstellt, dass man über die geplanten Grenzen eingreifen muss - oder im Gegenteil, dass der geplante Operationsverlauf nicht notwendig ist.
Regelmäßige Kontrollen (follow-up)
Als follow-up bezeichnet man die Nachsorgephase nach einem chirurgischen Eingriff oder nach einer Behandlungstherapie. Nach einer Krankheit ist es richtig, wieder zur Normalität zurückzukehren. Vor allem bei Krebs ist es aber auch notwendig, der eigenen Gesundheit viel Aufmerksamkeit zu widmen. Das Follow-up besteht aus einer Reihe von Untersuchungen und Visiten, die in regelmäßigen Abständen durchgeführt werden. Diese sollen eventuelle Rückfälle sofort erkennen und schnelles Handeln ermöglichen. Normalerweise dauert diese Nachsorge bis zu fünf Jahre nach dem Eingriff bzw. nach der Therapie. Nach 5 Jahren sinkt das Risiko eines Rückfalls erheblich.