Häufige Fragen
Gespräch mit dem Arzt
Aufregung und Nervosität sind oft schuld daran, dass man beim Gespräch mit dem Arzt gewisse Argumente nicht ausreichend vertieft, sodass man sie wirklich versteht. Man ist von der Angst und von unzähligen Zweifeln überwältigt. Auch wenn der Arzt uns im Detail den gesamten Krankheitsverlauf erklärt, was beim Patienten hängen bleibt, ist meist sehr wenig. Die Bestürzung dominiert.
Sie haben das Recht, alle für Sie relevanten und notwendigen Informationen einzuholen. Der Arzt hat die Aufgabe, Ihre Fragen zu beantworten.
In diesem Kapitel sind die wichtigsten Fragen aufgelistet, die Sie beim nächsten Arztgespräch stellen können. Die Fragen sollen Ihnen helfen, die Krankheit, den Verlauf und die Therapiemöglichkeiten besser zu verstehen. Die Antworten zu diesen Fragen ermöglichen ein besseres Verständnis der Situation und sie helfen, die bestmögliche Entscheidung zu treffen.
Diagnose:
- Um welchen Tumor handelt es sich?
- Wo genau in meinem Körper hat sich der Tumor entwickelt?
- Wie verbreitet ist diese Krankheit?
- Sind weitere Untersuchungen für die Bestätigung der Diagnose notwendig?
Prognose:
- Wie schlimm ist diese Tumorerkrankung? Welche ist die Lebenserwartung?
- Wie sieht der Krankheitsverlauf aus?
- Wird diese Krankheit Auswirkungen auf meinem Privatleben, meinem Beruf, meine Vitalität haben?
- Welche Eingriffe muss ich machen? Gibt es Risiken/Nebenwirkungen? Gibt es Alternativen? In welchem Verhältnis stehen Vorteile/Risiken?
- Welche Behandlungen muss ich machen? Gibt es Risiken/Nebenwirkungen? Gibt es Alternativen? In welchem Verhältnis stehen Vorteile/Risiken?
- Könnte es auch langfristige Nebenwirkungen geben?
- Habe ich die Möglichkeit, zwischen den verschiedenen Therapieoptionen auszuwählen? Wenn ja, wie lange habe ich Zeit darüber nachzudenken?
- Nach dieser Behandlung muss ich mich weiteren Therapien unterziehen?
- Falls ich die Therapie verweigere, wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Tumor wächst?
- Muss ich regelmäßige Kontrollvisiten machen? Welche und in welchem Abstand?
- Falls ich Medikamente für eine andere Krankheit einnehme, muss ich etwas an dieser Therapie ändern?
- Was kann ich essen/nicht essen, um mich besser zu fühlen? Gibt es eine Ernährungsberatung an die ich mich wenden kann?
- Wie kann ich vor oder nach der Therapie dazu beitragen, dass sie wirksamer ist?
Ärzte und multidisziplinäres Team:
- Wird die vorgeschlagene Therapie häufig eingesetzt und ist sie entsprechend konsolidiert?
- Gibt es Protokolle oder Leitlinien zur Behandlung dieses Tumors?
- Können Sie mir einen anderen Facharzt empfehlen, bei dem ich eine zweite Meinung in Bezug auf meine Krankheit einholen kann?
- Werden in der Behandlung auch andere Fachärzte involviert? Falls ja, wie erfolgt diese Zusammenarbeit?
- Gibt es eine Bezugsperson, die mich während der gesamten Behandlung betreut?
Klinische Studien:
- Gibt es für meine Krankheit passende klinische Studien?
- Welche Vorteile hätte ich davon?
Spesen:
- Fallen während der Behandlung Spesen für mich an?
- Habe ich Anrecht auf einen Beitrag falls ich nicht arbeiten kann?
Informationen:
- Haben sie Infomaterial zu meiner Krankheit?
- Gibt es Bücher oder verlässliche Internetseiten, auf denen ich mehr Informationen über den Krebs finden kann?
- Wäre es möglich mit jemandem zu sprechen, der dieselbe Krankheit hatte oder dieselbe Behandlung gemacht hat?
- Gibt es Vereine, Patientenorganisationen oder Selbsthilfegruppen, an die ich mich wenden kann?
- Gibt es auch Hilfe/Unterstützung für meine Familienangehörigen?
Vergessen Sie nicht, bevor sie zum Gespräch mit dem Arzt gehen…
- Schreiben Sie eine Liste der Fragen auf, die Sie stellen wollen; der Medikamente, die Sie derzeit einnehmen; der Visiten, die Sie vor der Diagnose gemacht haben;
- Nehmen Sie etwas zum Schreiben mit;
- Lassen Sie sich von einer Vertrauensperson begleiten, auch wenn Sie keine Unterstützung brauchen oder wenn Sie sich besonders nervös fühlen. Dies kann für ein Rekapitulieren nach dem Aufklärungsgespräch nützlich sein.
Vor allem
- Haben Sie keine Angst, Fragen zu stellen! Trauen Sie sich, so lange nachzubohren, bis Sie wirklich verstanden haben;
- Schämen Sie sich nicht für Ihre Gefühle. Angst und Sorge sind absolut verständlich;
- Seien Sie höflich, aber auch gewillt, das Ambulatorium nicht zu verlassen, bevor Sie nicht alles verstanden haben!
FAQ
Kann ich mich an einen anderen Arzt wenden, um eine zweite Meinung zu hören?
Ihre Sorge ist absolut verständlich. Ihre Diagnose ist von Ihrem behandelnden Arzt bereits beim Tumorboard vorgestellt worden. Die betreuenden Fachärzte aus den sieben Krankenhäusern des Sanitätsbetriebes beraten in wöchentlichen Videokonferenz-Sitzungen gemeinsam über jeden Fall. Anhand der Befunde besprechen sie die Diagnose und legen die Behandlungsoptionen auf der Basis der neuesten wissenschaftlichen Leitlinien fest. Deshalb können Sie sicher sein, dass bereits mehrere Ärzte diese Meinung teilen. Falls Sie dennoch einen zusätzlichen Arzt befragen wollen, können Sie sich gern an einen Privatarzt oder einen Arzt außerhalb der Provinz wenden. Die daraus entstehenden Kosten müssen Sie aber selbst tragen.
Evtl. weitere Infos zu Patientenmobilität finden Sie hier: http://www.sabes.it/de/EU-Patientenmobilitaet.asp#anc4139
Gibt es eine Ticketbefreiung?
Ja, es gibt die Ticketbefreiung: 048.
Mit den Dekreten des Gesundheitsministeriums Nr. 329 und Nr. 291 vom 2001 und darauffolgende Änderungen und Integrationen, wurde die Verordnung in Bezug auf die Auswahl der chronischen und lebensbedrohenden Krankheiten für die Ticketbefreiung verabschiedet. Für jede dieser Krankheiten wurden die klinischen ambulatorischen Fach- und Diagnostikleistungen genau definiert.
Die Ticketbefreiung für Menschen mit Krebserkrankungen wird mit Kodex 048 gekennzeichnet und bewirkt, je nach individuellem Zustand, die Befreiung vom Kostenbeitrag (Ticket) für alle klinischen Leistungen (Medikamente, Visiten, Untersuchungen), die für die Überwachung der Krankheit, deren Komplikationen, der Rehabilitation und für die Vorbeugung einer Verschlechterung angemessen sind.
Die Bescheinigung zur Ticketbefreiung für ein bestimmtes Krankheitsbild kann ausschließlich von einem Arzt des nationalen Gesundheitssystem oder einer mit dem nationalen Gesundheitssystem vertragsgebundenen Struktur ausgestellt werden. Die Befreiung fällt nicht in den Kompetenzbereich von Basis- oder Kinderärzten.
Nach Inkrafttreten des Dekretes des Gesundheitsministeriums Nr. 23/2012, das in der Autonomen Provinz Bozen mit Beschluss der Landesregierung Nr. 1980 vom 27.12.2013 aufgenommen wurde, hat die Ticketbefreiung 048 unbegrenzte Gültigkeit. Es kann sein, dass es noch einige Fälle von kurzzeitigeren Befreiungen gibt, die vor dem Inkrafttreten verfügt wurden. Diese werden aber nach der Fälligkeit beendet oder in unbegrenzte Gültigkeit umgewandelt. In solchen Fällen sind die Patientinnen und Patienten ersucht, die Befreiung auf eventuelle Fälligkeiten zu überprüfen und gegebenenfalls rechtzeitig den behandelnden Arzt aufzusuchen.
Nach Ausstellung der Ticketbefreiung muss unbedingt deren Registrierung beim Verwaltungsdienst der Gesundheitssprengel des Südtiroler Sanitätsbetriebes erfolgen. Die Befreiung wird dort mittels einer eigens dafür vorgesehenen Etikette im grünen Sanitätsbüchlein eingetragen.
Die Ticketbefreiung tritt also erst nach erfolgter Registrierung in Kraft und muss auf jeder Bewilligung vom verschreibenden Arzt angegeben werden.
Wieso musste das genau mir passieren?
Die Entstehung von Krebs ist ein sehr komplexer Prozess, dem vielfältige Ursachen zugrunde liegen. Es müssen aber immer mehrere Faktoren zusammentreffen, damit Krebs entsteht. Zum einen gibt es individuelle genetische Beschaffenheiten, die von Mensch zu Mensch verschieden auf externe Einflüsse reagieren, wie z.B. ein ungesunder Lebensstil. Weiteres spielen Mutationen eine entscheidende Rolle. Vielfach wird von einem Zusammenhang zwischen bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen und einer Krebserkrankung gesprochen, diesbezüglich gibt es nach heutigem Wissensstand keine Bestätigung.
Eine Schuldzuschreibung „etwas falsch gemacht zu haben“ oder aufgrund bestimmter Ereignisse in Ihrem Leben an Krebs zu erkranken, ist schlichtweg falsch. Trotzdem ist es richtig, über diese Schuldgefühle und Ihre persönliche Meinung, warum Sie erkrankt sind, zu sprechen.
Im Augenblick ist es aber wichtiger, voraus zu schauen und das Beste aus der Situation zu machen. Positiv zu sein hilft, damit man diesen Lebensabschnitt so gut wie möglich bewältigen kann.
Was ist ein klinisches Trial?
Es handelt sich um eine klinische Studie und ist in der evidenzbasierten Medizin und klinischen Forschung eine Form der Erhebung. Sie wird durchgeführt, um neue Behandlungsmethoden oder Methoden der Vorbeugung von Krebs zu testen, um deren Sicherheit und Wirkung festzustellen, um sicher zu gehen, dass neue Behandlungsmethoden besser als die bisherigen Methoden sind.
Die klinischen Studien spielen eine zentrale Rolle in der Krebsbekämpfung, weil damit neue Wege und Möglichkeiten getestet werden können. Wenn Sie an einer Studie teilnehmen möchten, wenden Sie sich an Ihren behandeln Arzt.