Diagnose Krebs
Der Eierstockkrebs
Der Eierstock besteht aus verschiedenen Zelltypen: Epithelzellen, die die Oberfläche des Eierstocks bedecken, Ovozythen (Eizellen), follikuläre (Eibläschen), stromale (Bindegewebe) und vaskuläre (Gefäß) Strukturen usw. Somit treten neben Karzinomen (epitheliale Tumore), auch Stroma-, Keimstrang- und Keimzelltumore auf. Beim Eierstockkrebs im engeren Sinne kennt man 5 Hauptgruppen, die sich im Ursprung und den Eigenschaften unterscheiden, und somit einen sehr unterschiedlichen klinischen Verlauf nehmen können. Aus diesem Grund können einige bösartige Eierstocktumoren definitiv geheilt werden, bei jungen Frauen mit Kinderwunsch ist dies organerhaltend möglich; andere Formen hingegen sind sehr aggressiv. Die häufigste Form des Eierstockkrebses ist das seröse Karzinom, das von den Epithelzellen des Eierstocks seinen Ausgang nimmt. Er gehört zu den aggressivsten Tumoren und ist die zweithäufigste bösartige Erkrankung der weiblichen Geschlechtsorgane. Aufgrund der Ähnlichkeit in der Tumorenstehung und des gemeinsamen tumorbiologischen Verhaltens werden der Eierstockkrebs, Eileiterkrebs und der Bauchfellkrebs zum sogenannten „Eierstock/Eileiter/Peritoneal-Komplexe“ zusammengefasst und nach den identischen operativen und medikamentösen Behandlungskonzepten versorgt.
- Die Risikofaktoren
- Die Häufigkeit
- Die Symptome
- Die Diagnose
- Die Behandlung
- Die Prävention
- Das Follow up
Die Risikofaktoren
Die genauen Ursachen, die zur Entstehung der Tumoren des Eierstock/Eileiter/Peritoneal-Komplexes führen, sind nicht bekannt. Man geht von genetischen Ursachen aus. Junge Frauen haben ein sehr geringes Risiko an diesem Krebs zu erkranken. Das Risiko steigt mit dem Alter; 8 von 10 Frauen sind älter als 50 Jahre. Das mittlere Alter liegt bei ca. 62 Jahren Frauen, die mehrere Kinder geboren und gestillt haben, haben ein geringeres Krankheitsrisiko, auch die jahrelange Einnahme der Pille, scheint ein schützender Faktor zu sein. Das Krankheitsrisiko steigt dagegen bei Frauen, die nie geboren haben, die erste Regelblutung früh bekommen haben und spät in die Wechseljahre gegangen sind. Zudem können Übergewicht und eine unausgewogene Ernährung (reich an tierischem Fett und arm an Obst und Gemüse) das Risiko steigern, an einem Eierstockkrebs zu erkranken. In ca. 5-10% der Fälle fußt diese Erkrankung auf einer familiären genetischen Veranlagung. Die Betroffenen haben eine Veränderung des Erbgutes (Mutation), die die Wahrscheinlichkeit an Brustkrebs und an Eierstockkrebs zu erkranken deutlich vergrößert. Zudem tritt der Krebs in einem früheren Alter auf. Daher ist für Frauen, die aus Familien stammen, in denen Brust- und/oder Eierstockkrebs gehäuft auftreten, eine genetische Beratung empfehlenswert.
Die Häufigkeit
Der bösartige Tumor des Eierstock/Eileiter/Peritoneal-Komplexes kommt nicht sehr häufig vor. In Südtirol sind 0,02% der weiblichen Bevölkerung betroffen (1 Fall/5.000 Frauen).
Die Symptome
Die große Gefahr bei dieser Art von Tumor besteht darin, dass er meist sehr spät entdeckt wird, da lange Zeit zunächst keine Symptome auftreten. In der Mehrzahl der Fälle wenden sich die betroffenen Frauen wegen unspezifischer Unterbauchschmerzen oder einer Zunahme des Bauchumfangs bei gleichzeitiger Gewichtsabnahme an eine Ärztin bzw. Arzt. In anderen Fällen handelt es sich um einen Zufallsbefund, während einer gynäkologischen Routinekontrolle.
Die Diagnose
Bei Verdacht auf einen bösartigen Tumor des Eierstock/Eileiter/Peritoneal-Komplexes wird ein Ultraschall mit Vaginal(Scheiden)sonde und Abdominal(Bauch)sonde durchgeführt. Für die Diagnosestellung unerlässlich sind: Laborbefunde (u.a. Tumormarker und Hormonbestimmungen) und bildgebende Verfahren: CT (Computertomographie), MRI (Magnetresonanztomographie), PET (Positronen-Emissions-Tomographie). In Frühstadien oder/und bei unklaren Befunden ist eine diagnostische Laparoskopie (Bauchspiegelung) angebracht bei der Tumorgewebe entnommen und analysiert wird. Auch in fortgeschrittenen Stadien wird eine Laparoskopie empfohlen, um aufgrund von spezifischen, international anerkannten Parametern zu entscheiden, ob ein radikaler chirurgischer Eingriff noch sinnvoll erscheint oder sofort mit der Chemotherapie begonnen wird. Wichtigstes Kriterium für die Behandlungsplanung ist, neben der Ausdehnung des Tumors auf andere Organe, das Ergebnis der mikroskopischen Untersuchung des entnommenen Gewebes, mit dem der Tumor charakterisiert werden kann. Diese Erkenntnisse werden in einer mit Fachärzten aus den verschiedenen behandelnden Fachrichtungen besetzten Expertenrunde (Tumorbord) diskutiert. Daraufhin werden mit der Patientin Therapiezeitplan und Therapiemöglichkeiten besprochen. Die Patientin wird während all dieser Phasen von einem Arzt/einer Ärztin betreut (case manager), der/die Erfahrung mit dieser Krankheit hat.
Die Behandlung
Wie schon im vorherigen Kapitel erwähnt, sind die Therapiemöglichkeiten vielfältig und werden im multidisziplinären (mit Ärzten aus verschiedenen Fachrichtungen) besetzten Team besprochen. Deshalb sollten die bösartigen Pathologien des Eierstock/Eileiter/Peritoneal-Komplexes nur in Zentren behandelt werden, in denen ein Team von Gynäkologen, Chirurgen und Urologen arbeitet, das mit den Techniken der Krebschirurgie vertraut ist, und in dem zusätzlich Strahlentherapeuten, Onkologen Pathologen (Fachärzte für die Untersuchung von Geweben) und Psychoonkologen zur Verfügung stehen. Die Therapie hängt vom histologischen Typ und vom Tumorstadium ab. Der erste Therapieansatz ist chirurgisch und zwar mit dem Therapieziel die gesamte Bauchhöhle makroskopisch (d.h. für das Auge sichtbar) tumorfrei zu machen, bzw. die Tumormasse so stark wie möglich zu verringern In einigen Fällen kann minimal invasiv gearbeitet werden. In vielen anderen Situationen, wie zum Beispiel im fortgeschrittenen Tumorstadium dieser Erkrankung, müssen nicht nur Gebärmutter, Eileiter und Eierstöcke entfernt werden, sondern auch ausgedehnte Bereiche des Bauchfells und der Lymphknoten. Zudem, je nach klinischer Situation werden Anteile von Dünn- und Dickdarm, der Blinddarm und das große Netz, manchmal die Milz, selten die Blase, entfernt. In vielen Fällen folgt auf die chirurgische Therapie eine adjuvante (ergänzende oder unterstützende) Chemotherapie. Wenn der Tumor sich so sehr im Bauchraum ausgebreitet hat, dass eine erfolgreiche Reduzierung nicht möglich wird, kann der Patientin ein neoadjuvante (vor dem chirurgischen Eingriff verabreichte) Chemotherapie vorgeschlagen werden, die das Ziel hat, die Tumormasse zu verringern, um einen Eingriff möglich zu machen. Eine Strahlentherapie ist in ausgewählten Fällen und bei örtlich begrenzten Rückfällen durchgeführt. Die psycho-onkologische Betreuung der Patientinnen wird in das therapeutische Gesamtkonzept eingebunden.
Die Prävention
Ein Eierstockkrebs kann sich über lange Zeit unerkannt in der Bauchhöhle entwickeln. Bisher konnte auch nicht nachgewiesen werden, dass jährliche Ultraschalluntersuchungen oder die jährliche Bestimmung des Tumormarkers eine frühere Diagnose ermöglichen. Trotzdem sind jährliche gynäkologische Untersuchungen, auch bei Beschwerdefreiheit und unabhängig von der Durchführung eines Krebsabstriches (Pap-Test) auch nach der Menopause wichtig, um im gegebenen Fall eine möglichst frühe Diagnose stellen zu können.
Das Follow up
Die Kontrollen nach Therapie-Beendigung basieren auf international kodifizierten Protokollen: eine gynäkologische Untersuchung mit Ultraschallbeurteilung (alle 3 Monate in den ersten Jahren, danach alle 6 Monate und schließlich jährlich über einen Gesamtzeitraum von 10 Jahren). Zudem sind je nach Situation bildgebende Verfahren (CT, MRI, PET) und Laboruntersuchungen in regelmäßigen Abständen vorgesehen.