Diagnose Krebs
Bösartige Tumoren im Kopf- und Halsbereich
Bei den Kopf- und Halstumoren handelt es sich in Wirklichkeit um ein breites Spektrum an Krebsformen. Am häufigsten betroffen sind der Kehlkopf, die Mundhöhle, der Rachen und die Zunge.
Die Risikofaktoren
Auslöser der Krankheit sind Umwelt- und Risikofaktoren. Bekannt sind vor allem zwei, die das Risiko erheblich erhöhen:
- Tabakkonsum: rund 85% der Kopf- und Halstumoren hängen ursächlich mit dem Gebrauch von Tabak zusammen
- Alkoholkonsum: häufiger Genuss von Alkohol und Alkoholmissbrauch erhöhen das Risiko von Tumoren der Mundhöhle, des Rachens, des Kehlkopfs und der Speiseröhre
Mit der Kombination von Rauchen und übermäßigem Alkoholkonsum steigt das Risiko sogar exponentiell.
Weitere Risikofaktoren:
- Übermäßige Sonnenexposition: dieser Faktor gilt besonders für Tumore an Körperstellen, die häufig dem Sonnenlicht ausgesetzt sind, wie z.B. Haut, Lippen, Hände u.a.
- Papillomaviren (HPV): nach neuen Erkenntnissen stehen einige Untergruppen der Papillomaviren in engem Zusammenhang mit bestimmten Kopf- und Halstumoren. HPV wird auch beim Intimverkehr übertragen
- Epstein-Barr Virus (Mononukleose): Infektionen mit dem Epstein-Barr Virus können das Risiko, an einem Nasenrachenkrebs zu erkranken, erhöhen.
- Alter: Ab 40 Jahren steigt das Risiko
- Ethnie: Die Wahrscheinlichkeit einen Kopf-Halstumor zu entwickeln ist bei dunkelhäutigen Personen größer
- Mangelnde Mund- und Zahnhygiene: schlechte Mund- und Zahnhygiene sind ein begünstigender Faktor für Mundhöhlentumore
- Umweltbelastung und Berufsexposition: das dauerhafte Einatmen von Asbest, Holzstaub, Lacken und anderen chemischen Substanzen birgt ein erhöhtes Risiko für Kopf- und Halstumore
- Mangelernährung: die unzureichende Zufuhr von A und B Vitaminen kann das Risiko für Tumore erhöhen
- Magensäurereflux: Der Reflux von Magensäure in den Hals und in die oberen Atemwege kann die Entstehung von Tumoren begünstigen
- Immunschwäche: ein geschwächtes Immunsystem ist ein Risikofaktor für die Entstehung von Tumore
Die Häufigkeit
Bösartige Geschwülste der Kopf-Hals-Region betreffen in Italien etwa 12.000 Personen jedes Jahr. Im letzten Jahrzehnt wurde ein deutlicher Anstieg der Häufigkeit bei Frauen festgestellt. Die Diagnose dieser Tumoren wird oft wegen geringer oder fehlender Symptome erst spät gestellt, meist erst nach Monaten.
Die Tumorarten
Die Kopf- und Halstumoren können sich in spezifischen Zonen entwickeln, und zwar in der Mundhöhle, im Hals, in der Nase, in den Nasennebenhöhlen, im Kehlkopf (Stimmbänder), im Schlund, in den Speicheldrüsen und in der Schilddrüse.
Mundhöhlentumore
In dieser Gruppe von Tumoren werden mehrere Tumortypen zusammengefasst, vorwiegend Karzinome, ausgehend von den Schleimhäuten (95%), aber auch Tumoren, die ihren Ursprung in den Speicheldrüsen und im umliegenden Bindegewebe haben oder Melanome (5%), die aus der Lippenschleimhaut, der Zunge, dem Mundboden, den Wangen, dem Zahnfleisch, dem Gaumen (hart und weich) und den vorderen Gaumenbögen (Racheneingang) entspringen. Im italienischen Durchschnitt sind vier von 100.000 Personen betroffen, wobei das Alter meist über 50 Jahren liegt. In 15% der Fälle handelt es sich um jüngere Patientinnen und Patienten. Männer sind doppelt so oft betroffen als Frauen.
Kehlkopfkrebs (Larynx)
Die drei Hauptfunktionen des Kehlkopfes: Stimmbildung (durch die Schwingungen der Stimmbänder wird Stimme erzeugt), Schließfunktion (verhindert das Eindringen von Speisen in die Luftröhre während des Schlucken) und Atmungsfunktion (ermöglicht den Durchzug der Luft zu den Lungen während der Atmung). Der Kehlkopfkrebs entsteht vorwiegend auf der Höhe der Stimmbänder, eventuell aber auch in den naheliegenden Geweben. Dieser Krebs betrifft vorwiegend Männer.
Nasenrachenkrebs (Rhynopharynx)
Der Nasenrachen befindet sich hinter der Nase und ist ein Teil des oberen Rachens. Er verbindet die beiden Nasenhöhlen mit dem Mundrachen und über die eustachischen Röhren mit den Mittelohren. Der Nasenrachenkrebs kann sich auf die Nasenhöhlen, die Nasennebenhöhlen, auf den weichen Gaumen bis in die vorderen Siebbeinzellen und auf die Schädelhöhle ausbreiten. Er betrifft bevorzugt Personen in Asien, im Mittelmeerraum, in Afrika und in den Vereinigten Staaten.
Mundrachenkrebs (Oropharynx)
Im hinteren Teil der Mundhöhle gelegen, schließt er den Bereich der Tonsillen, den Zungengrund, den hinteren Bereich des Mundrachens und den weichen Gaumen ein. Die allgemeinen Symptome bestehen in Schluckbeschwerden, einem Fremdkörpergefühl beim Schlucken und dem Auftreten eines schmerzenden und/oder blutenden Geschwürs. In manchen Fällen kann man eine Lymphknotenschwellung am Hals (meistens nicht schmerzhaft) feststellen, die plötzlich auftritt und trotz Entzündungsbehandlung nicht zurückgeht.
Schlundrachenkrebs (Hypopharynx)
Der Schlundrachen setzt sich in seinem unteren Teil mit der oberen Speiseröhre fort und dehnt sich seitlich und hinter dem Kehlkopf aus. Die Tumoren dieser Region entwickeln sich in 95% der Fälle aus den Zellen der Oberflächenschleimhaut als Plattenepithelkarzinome.
Speicheldrüsenkrebs
Die Speicheldrüsen befinden sich in der Mundhöhle und rund um den Mund und werden in große und kleine unterteilt. Die großen Speicheldrüsen sind bilateral und symmetrisch angeordnet (Ohrspeicheldrüse, Submandibulardrüse und Sublingualdrüse). Die kleinen Speicheldrüsen sind in den verschiedenen Bereichen des Gesichts, einschließlich der Nase und der Nasenhöhlen in großer Anzahl (hunderte) vorhanden. Der Speicheldrüsenkrebs ist eher selten und stellt insgesamt nicht mehr als 1% dar. Männer und Frauen sind ohne größere Unterschiede betroffen: ca. 70% haben ihren Ursprung in der Ohrspeicheldrüse, 10-20% in den Submandibulardrüsen. Die sublingualen Drüsen (unter der Zunge) sind seltener befallen.
Gesichtshautkrebs
75% aller Hauttumoren befallen Teile von Kopf und Hals: hauptsächlich handelt es sich um Basaliome, Plattenepithelkarzinome und Melanome. Für Diagnose und Behandlung ist üblicherweise die Dermatolgoie zuständig.
Die Symptome
Leider werden sowohl Kopf- als auch Halstumore oft spät und in einem sehr fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert. Die Symptome der Krankheit sind häufig unspezifisch. Die typischen Beschwerden sind anhaltende Halsschmerzen auch über Monate hinweg, Schwierigkeiten beim Kauen, Schluckbeschwerden, chronische Heiserkeit oder Veränderungen der Stimmlage. Beim Auftreten solcher Symptome ist es angeraten, nicht lange zu warten und sich an einen Arzt zu wenden.
Die Behandlung
Die Behandlungsstrategien der Kopf- und Halstumore hängen sowohl vom Stadium als auch von der Lokalisation des Tumors sowie vom allgemeinen Zustand der Patientin bzw. des Patienten ab. Sehr häufig werden verschiedene Behandlungsverfahren kombiniert. Folgende Behandlungsmöglichkeiten stehen zur Verfügung:
- Chirurgische Tumorentfernung
- Strahlentherapie
- Chemotherapie
- Monoklonale Antikörpertherapie
Wichtigkeit der multidisziplinären Behandlung
Um Kopf- und Halstumore mit Erfolg zu behandeln, ist eine multidisziplinäre Behandlung Voraussetzung (Tumorboard): diese schließt die Einbeziehung der Chirurgie, der Strahlentherapie und der Onkologie, der Radiologie und der Psychoonkologie ein. Diese Dienste arbeiten eng zusammen, um die Behandlung zu optimieren und eine Heilung anzustreben. Organerhaltende Maßnahmen, besonders bei fortgeschrittenen Tumoren, sind anzustreben, da durch eine radikalere chirurgische Behandlung nicht immer eine Verbesserung der Prognose erreicht werden kann. Im Vordergrund muss die Erhaltung der Lebensqualität stehen. Eingriffe, die gravierende ästhetische und funktionelle Einschränkungen mit sich bringen, sind genau abzuwägen. Bei Kehlkopf- oder Rachenkrebs wurde früher eine radikale chirurgische Entfernung des Organs durchgeführt, wobei die Sprache verloren ging. Heute ist die Chemotherapie und die Strahlentherapie die Therapie der Wahl, da sie den Erhalt des Organs und deren Funktion weitgehend ermöglicht. Die multidisziplinäre Arbeitsgruppe beschließt gemeinsam die geeignetste Therapie.
Die Prävention
Jegliche Art von Tabakkonsum soll (auch für langjährige Raucherinnen, Raucher) vermieden werden. Weitere Möglichkeiten, um das Risiko eines Kopf-Halstumors zu verringern, sind:
- Verzicht auf Alkohol
- Verzicht auf Marihuana
- Regelmäßiges Benutzen von Sonnenschutz mit einem geeigneten Sonnenschutzfaktor
- Das Risiko einer HPV-Infektion senken, indem man die Anzahl der Sexualpartnerinnen oder Sexualpartner einschränkt (das Benutzen von Kondomen schützt nicht vollständig vor HPV während des Geschlechtsverkehrs)
- Gute Pflege der Zahnprothese: nicht gut haftende Zahnprothesen können durch Tabakkrümel und krebserregende Alkoholsubstanzen verschmutzt sein. Menschen mit Zahnprothesen sollten mindestens alle 5 Jahre eine Kontrolle beim Zahnarzt durchführen, um eine perfekte Haftung zu gewährleisten. Die Gebisse müssen nachts herausgenommen und täglich bestens geputzt und gespült werden.
Das Follow up
Nach Abschluss der Therapie sind regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen erforderlich. Die Ziele der Tumornachsorge umfassen eine frühzeitige Diagnose von Rezidiven, Metastasen und Zweitkarzinomen, aber auch die physische psychische und soziale Wiederherstellung.