Diagnose Krebs
Der Blasenkrebs
Der Blasenkrebs ist eine bösartige Erkrankung der Schleimhaut der Harnblase. Kleine Geschwulste (Polypen) entstehen aus unkontrollierten Wucherungen der Schleimhaut. Zur Familie dieser Krebsart gehört auch die bösartige Erkrankung des Nierenbeckens und des Harnleiters. Diese entstehen aus derselben Schleimhautart, sind jedoch deutlich seltener (< 5%).
- Die Risikofaktoren
- Die Häufigkeit
- Die Symptome
- Die Diagnose
- Die Behandlung
- Die Prävention
- Das Follow up
Die Risikofaktoren
Mit Abstand der häufigste Auslöser dieser Erkrankung ist das Rauchen. Der Rauch enthält Giftstoffe wie aromatische Amine und polyzyklische Kohlenwasserstoffe, welche schädigend auf die Schleimhaut einwirken. Kontakt mit diesen krebsauslösenden Stoffen haben auch Personen in Industrieanlagen, welche mit Lacken und Färbemitteln hantieren, oder Menschen in der Metall- und Petroleumverarbeitung. Durch besseren Arbeitsschutz konnte in den letzten Jahren das Risiko aber reduziert werden. Ein weiterer Faktor ist die familiäre Belastung, wobei hier die Empfindlichkeit gegenüber schädigenden Stoffen vererbt wird. Sehr seltene Auslöser sind ionisierende Strahlen (z.B. Röntgenstrahlen), gewisse Medikamente (z.B. Cyclophosphamid), chronische Entzündungen oder Infektionen mit Parasiten (z.B. Nil-Parasiten in Ägypten).
Die Häufigkeit
Männer sind deutlich häufiger betroffen als Frauen. Insgesamt steht der Blasenkrebs bezüglich der Krebshäufigkeit im europäischen Mittel an 11. Stelle, d.h. es trifft im Mittelwert 27 Männer und 6 Frauen im Jahr pro 100.000 Menschen. Die Erkrankungsrate in Südtirol liegt im europäischen Vergleich absolut an der Spitze. Über die Ursache ist viel spekuliert worden (Ernährung mit Speck und Geselchtem, Spritzmittel, Schwerindustrie im Bozner Talkessel). Bezüglich der Sterblichkeit steht der Blasenkrebs an 14. Stelle, es trifft 3,3 Männer und 0,9 Frauen im Jahr pro 100.000 Menschen.
Die Symptome
Sichtbar blutiger Harn, auch ohne Schmerzen beim Wasserlassen, gilt als Alarmzeichen. Aber auch nur mikroskopisch nachweisbare Blutspuren im Harn, chronische Blasenschmerzen oder eine nicht ausgeheilte, hartnäckige „Blasenentzündung“ können Blasenkrebs bedeuten. Selten zeigt sich ein fortgeschrittener Blasenkrebs durch Nierenschmerzen, nämlich dann wenn er den Harnabfluss aus der Niere behindert. Andererseits gibt es jedoch eine Unzahl von Ursachen für blutigen Harn (z.B. blutverdünnende Medikamente, Nierensteine, gutartige Prostatavergrößerungen, Entzündungen). D.h. blutiger Harn ist nicht unbedingt gleichbedeutend mit Blasenkrebs.
Die Diagnose
Als Vorsorgeuntersuchung ist eine Urinprobe mit Suche nach mikroskopischen Blutspuren einmal jährlich angeraten. Vor allem Risikopatientinnen und -patienten (speziell solche die rauchen, aber auch Personen mit beruflicher Schadstoffexposition) sollten sich das zu Herzen nehmen. Tritt sichtbar blutig verfärbter Urin auf, ist ein Gespräch mit dem Arzt zur Abklärung eventueller Risikofaktoren und dem Ausgrenzen anderer Blutungsursachen zu empfehlen, sowie die urologisch fachärztliche Untersuchung mit Harnprobe, Ultraschall des Harntraktes und Endoskopie der Harnblase: Im Anfangsstadium ist der Blasenkrebs nicht durch eine gründliche klinische Untersuchung aufzudecken. Nur größere Tumorknoten, wie sie im fortgeschrittenen Stadium auftreten, können beim Abtasten des Unterbauches erfasst werden.
Die Behandlung
Wurde ein Blasentumor im Rahmen der Blasenspiegelung (Endoskopie durch die Harnröhre) entdeckt, folgt die wiederum endoskopische Abtragung des Tumors durch die Harnröhre in Teil- oder Vollnarkose. Nach Erhalt des feingeweblichen Befundes, teilt man die Blasentumoren in zwei Gruppen: a) oberflächlich wachsende oder b) in die Tiefe d.h. in die Blasenmuskulatur einwachsende Tumoren.
a) Oberflächlich wachsende Blasentumoren: je nach Tumorstadium (Tiefe des Schleimhautbefalles und Grad der Zell-Entartung) erfolgen nur regelmäßige endoskopische Kontrollen oder es wird eine zweite Blasen-Ausschälung durch die Harnröhre nötig. Häufig werden auch, je nach Tumorsituation, in regelmäßigen Abständen über einen Katheter Substanzen in die Blase verabreicht, eine sogenannte lokale Chemotherapie oder Immuntherapie. Diese sollen das Wiederauftreten oder das Fortschreiten dieser Blasenerkrankung verhindern.
b) In die Blasenmuskulatur einwachsende Tumore: die Standardtherapie dieses Tumorstadiums ist die operative Entfernung der gesamten Harnblase und der Lymphknoten im kleinen Becken. Zur Ausleitung des Urins aus dem Körper gibt es je nach Alter, Begleiterkrankungen, Tumorsituation und Vorliebe des Patienten/der Patientin eine Vielzahl von Möglichkeiten. Die beiden am häufigsten angewendeten Harnableitungen sind einerseits die Ersatzblase aus Dünndarm, welche an natürlicher Stelle an die Harnröhre angeschlossen wird und das Harnlassen auf natürlichem Wege ermöglicht, andererseits das Urinstoma, die Ableitung des Harns an die Hautoberfläche im Unterbauch, der mit selbstklebenden Urinbeuteln versorgt wird. Eine Alternative zur operativen Blasenentfernung ist in ausgesuchten Fällen die Kombination einer lokalen Bestrahlung der Harnblase mit einer generalisierten Chemotherapie. Generell erfolgen die personenbezogenen Therapieentscheidungen nach Absprache im interdisziplinären Tumorboard (Besprechung zwischen Fachpersonal der Urologie, Onkologie, Pathologie, Strahlentherapie, Radiologie) und nach wiederholten Gesprächen mit der Patientin/dem Patienten und den Angehörigen.
Die Prävention
Der Verzicht auf das Rauchen und die Verbesserung des Arbeitsschutzes, sowie eine ausgewogene Ernährung sind die einzigen Vorbeugungsmaßnahmen.
Das Follow up
a) Oberflächliche Blasentumore: Da Blasentumore dazu neigen wieder an anderer Stelle der Harnblase aufzutreten, erfolgen vor allem in den ersten Jahren nach Erkrankungsbeginn regelmäßige endoskopische Untersuchungen (in den ersten zwei Jahren alle 3 Monate, dann im längeren Intervall), um im Falle von wiederauftretenden Tumoren, so früh wie möglich, solange die Tumore noch klein sind, behandeln zu können. Auch ist die regelmäßige Kontrolle des oberen Harntraktes (Nieren/Harnleiter) nötig.
b) Nach Blasenentfernung: der Patientin oder dem Patienten stehen zum Erlernen des Umgangs mit der „neuen“ Ersatzblase oder des Urinstomas geschultes Pflegepersonal zur Verfügung, welche auch nach Entlassung aus dem Krankenhaus einen Beistand zuhause leisten. In weiterer Folge sind regelmäßige Untersuchungen (klinische Vorstellung, Blutentnahme, CT oder Ultraschalluntersuchungen) im Sinne eines Follow up nötig, um den Therapieerfolg zu überwachen.